Stand: 27.1.07

1. Vorüberlegungen

Eine der wesentlichen Voraussetzungen für den digitalen Modellbahnbetrieb ist zweifelsohne die Ausrüstung der Loks und Triebwagen mit geeigneten Digitaldecodern. Zunächst gilt es, einen geeigneten Lokdecoder auszuwählen. Die Auswahl ist gross, leider sind es die Preise oftmals auch. Es war mir daher wichtig, einen Decoder zu finden, der folgende Bedingungen erfüllt:

  • Lastregelung

    Eine Lastregelung halte ich für unabdingbar, wenn die Anlage mit dem PC gesteuert werden soll und die Steuerung in der Lage sein soll, die Loks möglichst genau zum Halten zu bringen (vor allem im Schattenbahnhof oder vor Halt zeigenden Signalen). Ausserdem ist die Lastregelung bei Steigungen, insbesondere bei Gleiswendeln, von grossem Vorteil.
     
  • Multiprotokoll-Fähigkeit

    Die Anzahl der verfügbaren Lokadressen im Motorola-Format ist begrenzt und reicht insbesondere bei grösseren Anlagen nicht mehr aus. Im DCC-Format können jedoch bis zu 9999 Adressen angesprochen werden. Ausserdem gibt es im DCC-Format bis zu 128 Fahrstufen.
     
  • Geeignet für Allstrommotoren

    Dabei ist wichtig, dass der Motor nicht umgebaut werden muss, und trotzdem möglichst gute und feinfühlige Fahreigenschaften ermöglicht werden. Dies gilt insbesondere für ältere Loks, auch und gerade wenn sie nur einen dreipoligen Anker haben.
     
  • Eingebaute Kurzschluss- und Überlastsicherung

    Der Decoder muss in der Lage sein, auch bei Überlast oder Kurzschluss “zu überleben”. Gerade ältere Loks oder solche mit zwei Motoren haben einen hohen Stromverbrauch, sodass nur ein Decoder in Frage kommt, der in solchen Fällen nicht kaputt geht.
     

Nach langem Suchen und einigem Probieren habe ich mich für den Uhlenbrock 76 200 entschieden. Der Decoder erfüllt alle vorgenannten Bedingungen und bietet - gemessen an anderen Decodern - ein gerade noch akzeptables Preis-/Leistungsverhältnis. Darüber hinaus weist er noch folgende Eigenschaften auf, die hervorzuheben sind:

  • Ruhiger Motorlauf durch Motoransteuerung mit 18,75 kHz
  • Rangiergang (halbe Geschwindigkeit) über F3 schaltbar
  • Anfahr-/Bremsverzögerung über F4 schaltbar
  • Fahrtrichtungsabhängige Beleuchtung, dimmbar, schaltbar über F0
  • 2 Sonderfunktionsausgänge schaltbar über F1 und F2, dimmbar
  • Lastregelung durch Regelparameter an verschiedene Lokmotoren individuell anpassbar
  • Programmierbar über Intellibox, Märklin- und DCC-Steuergeräte
  • Leichter Einbau anstelle des alten Umschalters, mit dessen Schraube mechanisch stabil zu befestigen
     

2. Vorbereitende Arbeiten

In den folgenden Bildern möchte ich im Detail den Einbau eines lastgeregelten Digitaldecoders (im Beispiel: der von mir ausgewählte Uhlenbrock 76 200 für Allstrommotoren) in mein neues Märklin-Krokodil erläutern. Wichtig ist zunächst, dass die Lok vor dem Umbau über einwandfreie Fahreigenschaften verfügt.

Im Bild wird das Krokodil gerade auf dem Rollenprüfstand getestet - am alten Märklin-Trafo. Es empfiehlt sich generell, jede Lok vor dem Umbau zu überprüfen und ggf. zu reinigen. Andernfalls kann man sich nie sicher sein, bei eventuell schlechten Fahreigenschaften nach dem Decodereinbau, ob dafür letztendlich die Lok selbst oder aber der Decoder bzw. der Einbau des Decoders verantwortlich sind!

Bild 1: Dies ist das schöne Stück (auf dem Rollenprüfstand!). Irgendwie hat man fast Hemmungen, den Schraubenzieher anzusetzen.

3. Einbau in Bildern

Nun aber frisch ans Werk...

Einbauhinweise

Bilder

Bild 2: Also, frisch ans Werk!

Wenn die Lok geöffnet werden soll, empfiehlt sich vorher ein Blick auf die Explosionszeichnung. Bei diesem Krokodil hier gibt es beispielsweise nur eine einzige Schraube, nach deren Entfernung der mittlere Lok-Aufbau abgezogen werden kann. Die beiden anderen Gehäuse-Teile (also der vordere und der hintere Lok-Vorbau) sind mittels Snap-In-Montage befestigt und nur mit grösster Vorsicht abzuheben. Das gelingt nur, wenn man weiss, wo man den Uhrmacher- Schraubenzieher ansetzen muss (bitte in den Beipackzettel schauen!).

Bild 3: Achtung, Innenleben!

So schaut das Krokodil von Innen aus: rechts der mechanische Fahrtrichtungsumschalter, in der Mitte der Trommelkollektor-Motor, auf der linken Seite nur eine Kabelverbindung zur linken Stirnlampe. In der Mitte ausserdem zu sehen: eine kleine Elektronikplatine, die jedoch im Rahmen des Decodereinbaus entfallen kann und daher später ausgebaut wird.

Bild 4: Fahrtrichtungsumschalter - adieu!

Gegenüber Bild 3 habe ich die Lok um 180° gedreht und zunächst den Fahrtrichtungsumschalter losgeschraubt und dann abgelötet. Der Umschalter wird nicht mehr benötigt, die Befestigungsschraube hingegen schon. Mit ihr wird später der Decoder festgeschraubt. Die beiden blauen Kabel führen an die Feldwicklung und waren vorher am Umschalter festgelötet.

Bild 5: Elektronikplatine - ebenfalls raus!

Hier sieht man, dass ich als nächstes die kleine Elektronikplatine komplett ausgelötet habe. Sie wird im weiteren ebenfalls nicht mehr benötigt. Dabei sind folgende Anschlüsse freigeworden:

- braun = Chassis / Masse
- rot = Schleifer (bzw. Oberleitung)
- die vier gelben Kabel kommen von der vorderen bzw. hinteren Stirnlampe
- schwarz = Motor über die Entstördrossel (am Motor selbst ist dasselbe Kabel rot!)

Nach der Entfernung der kleinen Platine wird der Chassis-Lötstützpunkt wieder am selben Punkt festgeschraubt!

Bild 6: Verbindung Feldwicklung zum Motorschild: Auftrennen!

Für den Einbau des Uhlenbrock 76 200-Decoders wird die Verbindung zwischen der Feldwicklung und dem Motorschild nicht mehr benötigt und wird daher am Motorschild abgelötet. Da die freiwerdenden Enden unbedingt verbunden bleiben müssen, muss das abgelötete Ende gut isoliert werden. Hierfür eignet sich am besten Schrumpfschlauch, den man über die Enden zieht und dann zusammenschrumpft. Im Bild habe ich Klarsichtschlauch verwendet und das geschrumpfte Ende anschliessend leicht nach unten umgebogen!

Bild 7: Einpassen des Decoders!

An die Stelle des bisher montierten Fahrtrichtungsumschalters wird jetzt der Decoder eingepasst. Der vorliegende Decoder hat in etwa die Form des Umschalters und ausserdem an vergleichbarer Stelle ein Loch in der Platine, so dass er mit der ursprünglichen Schraube festgeschraubt werden kann.

Achtung: Es ist unbedingt darauf zu achten, dass der Decoder vollständig isoliert eingebaut wird! Der Decoder oder irgendwelche Bauteile darauf oder aber irgendwelche angelöteten Anschlussdrähte dürfen in keinem Fall das umliegende - leitende - Chassis berühren!

Im vorliegenden Lok-Einbauraum hat der Decoder nur dann Platz, wenn zwischen Platine und Chassis eine geeignete Unterlegscheibe eingesetzt wird!

Bild 8: Decoder - nur mit Abstand!

Die - im letzten Bild noch neben der Lok liegende Unterlegscheibe - ist jetzt zwischen Decoderplatine und Gehäuse eingesetzt und der Decoder festgeschraubt worden. Die Unterlegscheibe ist aus aus einer im Elektronikhandel bezogenen Distanzhülse gefertigt, von der man einfach “eine Scheibe der benötigten Dicke” ablängt (im vorliegenden Fall: 3 mm).

Nach dem Festschrauben des Decoders ist unbedingt dessen einwandfreier Sitz zu kontrollieren! Beim geringsten Zweifel ist der Decoder wieder auszubauen und geeignet zu isolieren!

Bild 9: Verbindungen herstellen!

Nachdem der Decoder “sitzt”, beginnt nun die eigentliche Verdrahtungsarbeit!

In diesem Bild sieht man die Verdrahtung des grünen Decoderkabels, das mit der Entstördrossel verbunden wird (und deren anderes Ende zum Motorschild führt). Die Lötstelle wurde mit grünem Schrumpfschlauch isoliert!

Noch ein Hinweis: Kondensatoren, welche zwischen den beiden Motorschild-Anschlüssen eingelötet sind, können dort auch bei der digitalen Lok verbleiben, aller anderen, gegen Masse verschalteten Kondensatoren werden entfernt!

Bild 10: Motorschild - festlöten!

Auf diesem Bild erkennt man jetzt, dass ich nach dem grünen Kabel jetzt das blaue Kabel mit der anderen Seite des Motorschildes verbunden habe.

Bild 11: Feldwicklung - festlöten!

Die beiden weissen Kabel vom Decoder werden jetzt direkt an der Feldwicklung festgelötet. Hierbei gibt es keine Richtungsvorgabe! Die ursprünglich hier festgelöteten beiden blauen Kabel habe ich vorher entfernt!

Bild 12: Verbindung zum Schleifer herstellen!

Auf diesem Bild sieht man, dass ich das rote Kabel vom Decoder mit dem Lötstützpunkt verbunden habe, wo zuvor das rote Kabel festgelötet war, das direkt mit der Elektronikplatine verbunden war. Der Lötstützpunkt befindet sich auf einem kleinen Pertinaxplättchen, welches den Umschalter trägt, mit dem man zwischen Oberleitung und Schleifer hin- und herschalten kann.

Durch den Erhalt des Umschalter kann der Decoder - der auch analog noch betrieben werden kann - auch auf einer herkömmlichen Anlage mit Oberleitungsbetrieb eingesetzt werden!

Bild 13: Braun an Chassis/Masse!

Auf diesem Bild ist zu erkennen, dass ich das braune Kabel auf dem in der Mitte befindlichen Masse-Stützpunkt festgelötet habe.

Bild 14: Zu guter letzt: es werde Licht!

Der Decoder benötigt - vorteilhafter Weise - nicht unbedingt isolierte Lampen! Im vorliegenden Fall sind die Lampen jedoch isoliert montiert, so dass zunächst je ein gelbes, von dem Lampen kommendes Kabel am gemeinsamen Masse-Stützpunkt in Lokmitte festgelötet werden muss.

Danach werden das graue und das gelbe, vom Lokdecoder kommende Kabel zunächst probeweise an den beiden verbleibenden, zu den Lampen führenden gelben Kabeln festgelötet. Provisorisch deshalb, weil zunächst bei einem kurzen Fahrtest ermittelt werden muss, ob die Fahrtrichtung des Motors und die entsprechend leuchtende Glühlampe in die gleiche Richtung zeigen!

Bitte prüfen Sie zunächst gewissenhaft den Decodereinbau, bevor Sie die Lok testweise aufs Gleis setzen! Geben Sie die Lokadresse ein (hier: werksseitig die Adresse 1), schalten Sie mit FUNCTION das Licht ein und drehen Sie langsam den Regler auf. Fährt die Lok, ist der Einbau des Decoders in Ordnung. Leuchtet auch noch die Lampe in Fahrtrichtung auf, dann stimmt auch die Verdrahtung der Glühlampen; andernfalls sind die beiden zuletzt verlöteten Kabelverbindungen zu vertauschen.

Bild 15: Kabelverhau - vorsichtig verstauen!

Nach dem die Kabelverbindungen zu den Glühlampen ordentlich verlötet und verschrumpft wurden, sind die Kabel ordentlich im Lok-Gehäuse zu verstauen. Bitte achten Sie immer darauf, dass die Kabel gerade so kurz sind, dass Sie nicht unnötig viel Kabel im inneren “herumfahren” haben, aber andererseits gerade so lang sind, dass sich die beweglichen Lok-Teile alle ausreichend gegeneinander bewegen lassen!

Aber am allerwichtigsten: achten Sie darauf, dass kein Kabel irgendwo in der Nähe beweglicher Teile oder Getriebe-Ritzel zu liegen kommt, denn das bedeutet über kurz oder lang den sicheren Decoder-Tod!

Bild 16: Ordnung muss sein - auch in der Lok!

Auch im Bereich des Motors sind die Drähte sauber zu verlegen. Vor allem gilt dies für die Kabel, die “am Motor vorbeiführen”, zum Beispiel die Verbindungen zwischen Decoder und gegenüber liegender Stirnlampe. Trick 17, den auch Märklin werksseitig anwendet: den kleinen Kondensator, welcher am Motorschild angelötet ist, ein wenig hochbiegen, Kabel drunter verstauen und den Kondensator wieder sanft nach unten biegen. Fertig!

Hinweis: an dieser Stelle empfehle ich (abweichend vom Bild rechts!), die Kabel (z. B. mittels kleiner Kabelbinder o. ä.) vorsichtig zusammenzubinden. Das ganze sieht anschliessend wesentlich ordentlicher aus! Beachten Sie aber bitte, dass die Kabel genügend Bewegungsfreiheit haben!

Bild 17: Kontrolle!

Vor dem Schliessen des Lokgehäuses wird die Verdrahtung nochmals abschliessend inspiziert. Danach kann das Gehäuse geschlossen werden!

Vorsichtig werden zunächst die beiden Lok-Vorbauten aufgesetzt und festgeklipst!

Bild 18: Deckel zu!

Schliesslich kann auch wieder der mittlere Gehäuse-Teil aufgesetzt werden - danach kann die Lok zur ersten Premieren-Runde fahren!

Als nächstes sollte man die Einbauanweisungen genau studieren. Leider gibt die dem Decoder beigefügte Kurzanleitung nur eine textliche Beschreibung des Decoder-Einbaus wieder, jedoch keine grafische Veranschaulichung. Ich habe deshalb erstmal eine kleine Grafik angefertigt:

Grafik: Schaltbild des Decoder-Einbaus für den Uhlenbrock 76 200

Die Grafik veranschaulicht die Verdrahtung des Decoders in der Lok. Der Decoder hat bereits farbige Drähte angelötet, die lediglich auf die erforderliche Länge gekürzt und festgelötet werden müssen!

Bitte beachten Sie, dass die angegebenen lokseitigen Farben von Lok zu Lok unterschiedlich sein können. Dies betrifft vor allem die Farben der Kabel zu den beiden Glühlampen, aber auch für andere Kabelfarben kann natürlich nicht garantiert werden.

Genauso gelten die Decoder-seitigen Kabelfarben nur für den von mir verwendeten und im vorliegenden Einbau zugrunde liegenden Decoder Uhlenbrock 76 200. Bei Verwendung anderer Decodertypen, vor allem wenn sie von anderen Herstellern sind, können selbstverständlich andere Farben zur Anwendung kommen.

Im Vergleich zu anderen, von mir eingebauten Digitaldecodern ist besonders darauf hinzuweisen, dass beim 76 200 von Uhlenbrock die Verbindung zwischen Motorschild und Feldwicklungen aufzutrennen ist. Wenn Sie zum Beispiel den TAMS LD-W-2 (auch ein lastgeregelter Lokdecoder für Allstrommotoren) verwenden, muss die Verbindung bestehen bleiben!

Der Einbau eines Lokdecoders in eine Modellbahnlok ist nur eine Angelegenheit für versierte und löterfahrene Bastler. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich für mögliche Fehler beim Einbau keine Haftung übernehmen kann! Dies gilt auch für die Richtigkeit der von mir weiter oben gemachten Angaben. Es gelten immer zuerst die Angaben des jeweiligen Herstellers!

Bei Fragen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an den Autor .
© Copyright 2004 - 2010 Dipl.-Ing. Peter Ulsamer. Alle Rechte vorbehalten.

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